Barbara
Ehrengast
AW: Meike und Kooyanis
Hallo Angie,
ich versuche jetzt mal was Verständliches dazu zu schreiben ...
Das ist richtig, erst bei eintretender Remission kann man daraus schließen, dass es sich um Typ II gehandelt hat, der überwiegend bei Katzen vorkommt.
Erstmal eine (unhöfliche *g*) Gegenfrage: warum sollte es denn so sein, dass durch eine Dosis immer punktemäßig der gleiche Abfall des BZ erreicht wird, egal von welchem Ausgangswert? (Diese Annahme hat mich schon immer irritiert, aber da bin ich wohl doch die Ausnahme )
Lantus bildet ja ein Depot im Unterhautfettgewebe (Schade, dass die Animationen dazu nicht mehr verfügbar sind *seufz*), dass es gleichmäßig freisetzt. Das ist das Besondere an Lantus, die gleichmäßige Wirkung ohne Wirkungsmaximum. Es soll beim Menschen ja über 24 Stunden immer gleich stark wirken. Das ist jetzt der Faktor Insulin von außen.
Der Körper produziert aber im Idealfall auch noch Insulin (besser die BSD), nur reicht das bei Diabetikern nicht mehr aus, um mit dem Überangebot von Glucose fertig zu werden. Glukose wird durch Nahrung direkt oder indirekt zugeführt und außerdem ständig vom Körper produziert, da lebenswichtig. Bei der Glucosezufuhr von außen drosselt der Körper in dem Moment die eigene Produktion. Der Glucosepegel ist also nicht konstant - Produktion und Verbrauch sind variabel.
Die Insulinproduktion der BSD ist bei Diabetikern auch nicht konstant, je nachdem, wie geschädigt die beta-Zellen gerade sind. Wir wissen ja, dass bei Typ II diese Schädigung reversibel ist. Die Erholung (bei Abbau der Glucosetoxizität) und damit die stärkere Eigenproduktion von Insulin geht aber nicht von 0 auf 100 %, sondern schrittweise voran. Das hast du ja selbst schon so beschrieben als "stotternde BSD", da wird zunächst unregelmäßig Insulin produziert bis sie wieder voll funktionsfähig ist und richtig arbeitet.
Das ist der Faktor Insulin von innen.
Wir haben also zwei unzuverlässige Faktoren: Glucoseproduktion bzw. -verbrauch und Insulinproduktion innen und zwei steuerbare Faktoren außen: Fremdinsulinzufuhr und Nahrungszufuhr.
Darum bemüht man sich auch wenigstens die steuerbaren Faktoren konstant zu halten, um Bewegung bei den inneren Vorgängen besser analysieren zu können.
Jetzt ein konstruiertes Beispiel aus der Praxis: Kater Z bekommt auf einen Pre von 300 mg/dl 1 IE Lantus und sinkt damit bis zu +7 auf 90 mg/dl, steigt danach zum nächsten Pre wieder auf 170 md/dl.
Was ist hier passiert? Nur dass 1 IE einen Abfall des BZ um 210 Punkte verursacht haben? Nein ...
Die 1 IE mussten erst mal das Futter, das ja i.d.R. auch zur Spritze gegeben wird, bewältigen. Da Lantus langsam wirkt, dauerte das bis +7. Die Dosis war noch zu gering, um beides zu schaffen - Basallinie halten und extra Futter "verarbeiten" - und der BZ steigt deshalb wieder an. Gleichzeitig produziert der Körper selbst Glucose in einem für uns nicht beobachtbaren Ausmaß. Die kurze Zeit in guten Werten hat aber Kater Z's beta-Zellen fröhlich gestimmt und sie schütten ein bischen mehr Insulin aus als sonst - darum ist der nächste Pre niedriger. Jetzt gibt es wieder 1 IE und Futter. Das Insulin muss nun nicht mehr so dolle gegen das Futter ankämpfen, weil ja auch die BSD ein wenig mitarbeitet. Dafür kann es seine eigentliche Aufgabe wahrnehmen und einen Grundpegel erhalten. Der BZ sinkt schon bei +3 auf 120 und bei +5 auf 60. Der nächste Pre ist dann bei 160. Die beta-Zellen freuen sich noch mehr und produzieren wieder etwas mehr Insulin.
Jetzt reduziert der vorsichtige Dosi die Insulin-Dosis und was passiert? Es reicht nicht mehr aus, um in den physiologischen Bereich zu kommen, die beta-Zellen bekommen einen Glucose-Schock und ziehen sich beleidigt zurück - der BZ steigt wieder.
Das Beispiel soll veranschaulichen, dass immer mehrere Faktoren an einem gemessenen BZ-Wert beteiligt sind. Es gibt dazu noch vielfältige Variationen von z.B. anderer Nährwert des Futters, Erbrechen, Stress, viel Bewegung, Temperatureinfluss oder Insulinantagonisten.
Vielleicht versteht man es leichter, wenn man sich von guten Werten erfreute beta-Zellen :dance: vorstellt, die dann auch Insulin produzieren. Das geht natürlich nicht so schnell wie bei Kater Z.
Grundsätzlich kann auch bei Lantus eine Dosierung zu hoch sein und eine Unterzuckerung vorkommen. Der Insulinbedarf der Katze verändert sich ja (hoffentlich) während der Therapie und dann passt man die Dosis daran an. Durch die langsame, gleichmäßige Wirkung von Lantus in Kombination mit Hometesting kann man aber darauf rechtzeitig reagieren.
Es ist aber nicht so, dass alle Katzen 7 IE Insulin brauchen und die, die mit 2 IE gute Werte erreichen, eine besser funktionierende BSD haben. Ich denke der individuelle Insulinbedarf von Mensch oder Katze ist klar, wenn man sich anschaut, wieviele Faktoren da reinspielen.
Die Sache mit dem ph-Wert ist sicher auch wichtig, da das gleichmäßige Verzögerungsprinzip von Lantus ja durch den sauren pH-Wert von 4 erreicht wird. Im Gewebe sollte ein basischer ph-Wert (7,3 - 7,4) sein, wo es dann ausfällt und sein Depot bildet.
Wenn durch eine Krankheit oder zu hohe Glucosetoxizität ein anderer ph-Wert im Gewebe herrscht, kann Lantus nicht richtig wirken. Aber wie sich wo und wann der ph-Wert im Körper verändert, kann ich leider nicht erklären. Vielleicht möchte da wer anders mal nachlesen?
Hallo Angie,
ich versuche jetzt mal was Verständliches dazu zu schreiben ...
Angie und Farah schrieb:Beim Menschen gibt es ja wohl schon die Möglichkeit Typ I und Typ II zu unterscheiden, bei Katzen, soweit ich weis, nicht.
Das ist richtig, erst bei eintretender Remission kann man daraus schließen, dass es sich um Typ II gehandelt hat, der überwiegend bei Katzen vorkommt.
Angie und Farah schrieb:Wie erklärt sich denn eurer Meinung nach die Wirkungsweise von Lantus und Levemir, also speziell die Tatsache das man bei sehr niedrigen Pres die volle Dosis spritzt und es eben nicht zu einer Unterzuckerung kommt. Das die Werte bei hohen Pres deutlich fallen und bei niedrigen Pres nicht?
Erstmal eine (unhöfliche *g*) Gegenfrage: warum sollte es denn so sein, dass durch eine Dosis immer punktemäßig der gleiche Abfall des BZ erreicht wird, egal von welchem Ausgangswert? (Diese Annahme hat mich schon immer irritiert, aber da bin ich wohl doch die Ausnahme )
Lantus bildet ja ein Depot im Unterhautfettgewebe (Schade, dass die Animationen dazu nicht mehr verfügbar sind *seufz*), dass es gleichmäßig freisetzt. Das ist das Besondere an Lantus, die gleichmäßige Wirkung ohne Wirkungsmaximum. Es soll beim Menschen ja über 24 Stunden immer gleich stark wirken. Das ist jetzt der Faktor Insulin von außen.
Der Körper produziert aber im Idealfall auch noch Insulin (besser die BSD), nur reicht das bei Diabetikern nicht mehr aus, um mit dem Überangebot von Glucose fertig zu werden. Glukose wird durch Nahrung direkt oder indirekt zugeführt und außerdem ständig vom Körper produziert, da lebenswichtig. Bei der Glucosezufuhr von außen drosselt der Körper in dem Moment die eigene Produktion. Der Glucosepegel ist also nicht konstant - Produktion und Verbrauch sind variabel.
Die Insulinproduktion der BSD ist bei Diabetikern auch nicht konstant, je nachdem, wie geschädigt die beta-Zellen gerade sind. Wir wissen ja, dass bei Typ II diese Schädigung reversibel ist. Die Erholung (bei Abbau der Glucosetoxizität) und damit die stärkere Eigenproduktion von Insulin geht aber nicht von 0 auf 100 %, sondern schrittweise voran. Das hast du ja selbst schon so beschrieben als "stotternde BSD", da wird zunächst unregelmäßig Insulin produziert bis sie wieder voll funktionsfähig ist und richtig arbeitet.
Das ist der Faktor Insulin von innen.
Wir haben also zwei unzuverlässige Faktoren: Glucoseproduktion bzw. -verbrauch und Insulinproduktion innen und zwei steuerbare Faktoren außen: Fremdinsulinzufuhr und Nahrungszufuhr.
Darum bemüht man sich auch wenigstens die steuerbaren Faktoren konstant zu halten, um Bewegung bei den inneren Vorgängen besser analysieren zu können.
Jetzt ein konstruiertes Beispiel aus der Praxis: Kater Z bekommt auf einen Pre von 300 mg/dl 1 IE Lantus und sinkt damit bis zu +7 auf 90 mg/dl, steigt danach zum nächsten Pre wieder auf 170 md/dl.
Was ist hier passiert? Nur dass 1 IE einen Abfall des BZ um 210 Punkte verursacht haben? Nein ...
Die 1 IE mussten erst mal das Futter, das ja i.d.R. auch zur Spritze gegeben wird, bewältigen. Da Lantus langsam wirkt, dauerte das bis +7. Die Dosis war noch zu gering, um beides zu schaffen - Basallinie halten und extra Futter "verarbeiten" - und der BZ steigt deshalb wieder an. Gleichzeitig produziert der Körper selbst Glucose in einem für uns nicht beobachtbaren Ausmaß. Die kurze Zeit in guten Werten hat aber Kater Z's beta-Zellen fröhlich gestimmt und sie schütten ein bischen mehr Insulin aus als sonst - darum ist der nächste Pre niedriger. Jetzt gibt es wieder 1 IE und Futter. Das Insulin muss nun nicht mehr so dolle gegen das Futter ankämpfen, weil ja auch die BSD ein wenig mitarbeitet. Dafür kann es seine eigentliche Aufgabe wahrnehmen und einen Grundpegel erhalten. Der BZ sinkt schon bei +3 auf 120 und bei +5 auf 60. Der nächste Pre ist dann bei 160. Die beta-Zellen freuen sich noch mehr und produzieren wieder etwas mehr Insulin.
Jetzt reduziert der vorsichtige Dosi die Insulin-Dosis und was passiert? Es reicht nicht mehr aus, um in den physiologischen Bereich zu kommen, die beta-Zellen bekommen einen Glucose-Schock und ziehen sich beleidigt zurück - der BZ steigt wieder.
Das Beispiel soll veranschaulichen, dass immer mehrere Faktoren an einem gemessenen BZ-Wert beteiligt sind. Es gibt dazu noch vielfältige Variationen von z.B. anderer Nährwert des Futters, Erbrechen, Stress, viel Bewegung, Temperatureinfluss oder Insulinantagonisten.
Vielleicht versteht man es leichter, wenn man sich von guten Werten erfreute beta-Zellen :dance: vorstellt, die dann auch Insulin produzieren. Das geht natürlich nicht so schnell wie bei Kater Z.
Grundsätzlich kann auch bei Lantus eine Dosierung zu hoch sein und eine Unterzuckerung vorkommen. Der Insulinbedarf der Katze verändert sich ja (hoffentlich) während der Therapie und dann passt man die Dosis daran an. Durch die langsame, gleichmäßige Wirkung von Lantus in Kombination mit Hometesting kann man aber darauf rechtzeitig reagieren.
Es ist aber nicht so, dass alle Katzen 7 IE Insulin brauchen und die, die mit 2 IE gute Werte erreichen, eine besser funktionierende BSD haben. Ich denke der individuelle Insulinbedarf von Mensch oder Katze ist klar, wenn man sich anschaut, wieviele Faktoren da reinspielen.
Die Sache mit dem ph-Wert ist sicher auch wichtig, da das gleichmäßige Verzögerungsprinzip von Lantus ja durch den sauren pH-Wert von 4 erreicht wird. Im Gewebe sollte ein basischer ph-Wert (7,3 - 7,4) sein, wo es dann ausfällt und sein Depot bildet.
Wenn durch eine Krankheit oder zu hohe Glucosetoxizität ein anderer ph-Wert im Gewebe herrscht, kann Lantus nicht richtig wirken. Aber wie sich wo und wann der ph-Wert im Körper verändert, kann ich leider nicht erklären. Vielleicht möchte da wer anders mal nachlesen?