Barbara
Ehrengast
Warum die "Eimerchentheorie" nicht funktionieren kann
Grundsätzlich darf man sich das Insulin-Depot nicht als einen großen Eimer vorstellen, der von jeder Spritze gefüllt wird und, wenn der Inhalt verbraucht ist, als leere Hülle zurückbleibt.
"Das Depot" sind eigentlich mehrere, die pro Insulin Spritze erst im Unterhautfettgewebe gebildet werden: durch den höheren pH-Wert als in der Lantus-Lösung binden sich mehrere Moleküle aneinander, die in dieser Form nicht in's Blut übergehen können. Sie zerfallen schrittweise wieder in gleichbleibender Geschwindigkeit und setzen für den Organismus verfügbares Insulin ab. Je nach Dosis bilden sich mehr oder weniger dieser Molekülgruppen.
Der "Verbrauch" des Insulins wird somit nicht beeinflussbar, da die Geschwindigkeit der Insulinfreigabe immer gleich bleibt und nicht steuerbar ist. Es kann sich also keine Katze/Organismus aus dem "Eimerchen" nach Gutdünken bedienen. Wenn hier angenommen wird, dass die hormonelle Steuerung im Körper mehr oder weniger Insulin aus dem Depot herausnimmt, weil es gerade viel Futter gab oder weil ein niedriger BZ-Wert produziert wurde, ist das einfach falsch. Einmal gespritzt läuft die Freisetzung von Lantus und damit die Bioverfügbarkeit immer nach dem gleichen Mechanismus ab, der nicht eigene Intelligenz besitzt sondern so konstruiert wurde, dass es nicht anders ablaufen kann.
Die Geschwindigkeit der Freisetzung aus den Molekülgruppen (Depots) bleibt immer gleich, nur die Anzahl der Depots wird bei höherer Dosis größer und bei kleinerer Dosis niedriger, so dass insgesamt mehr oder weniger Insulin zur Verfügung steht.
Inwieweit es Störungen dieser Funktion geben kann durch Veränderungen im Gewebe ("Knubbel") oder Stellen am Körper, die eine besser/schlechtere Durchblutung haben, ist bei Katzen nicht erforscht.
Obiges beschreibt nun einen Faktor von außen, der neben Futter, Bewegung, Temperatur und Allgemeinbefinden etc. an der BZ-Steuerung beteiligt ist. Innere Faktoren gibt es auch viele und bis heute sind nicht alle vollständig erforscht. Es herrschen nicht immer die gleichen Umstände im Katzenkörper, so dass der relativ stabile Faktor Insulin nun auf variable Gegebenheiten stößt. Allein das erklärt schon, warum eine Spritze mit gleicher Dosis nicht immer die gleichen BZ-Wert produzieren kann.
Natürlich kann man nicht alle BZ-Entwicklungen erklären, darum schauen wir ja auch immer auf die langfristige Tendenz und interpretieren nicht einzelne Werte. Wir können uns aber bestmmte Fälle mal ansehen.
Fragen, die immer wieder aufkommen sind z.B.:
Warum ist der Fall von einem höheren Pre in den meisten Fällen schneller und der nächste Pre dann wieder hoch? Wenn Lantus gleichmäßig abgegeben wird, sollte doch auch der Fall von einem höheren Pre langsam sein. Nach der "Eimerchen-Theorie" verbraucht der schnellere Fall von hohen Werten mehr Insulin (also wenn ich noch nicht die richtige Dosis habe) und dann ist der nächste Pre wieder hoch.
Es kommt auch vor, dass bei hohem Pre gar nichts passiert und die Werte bleiben trotz Spritze hoch, oder die Werte bleiben nach schnellem Fall bis zum nächsten Pre niedrig was ebenso unlogisch ist. Man sieht hier, dass ein Organismus zu kompliziert ist, um durch übersimplifizierte Verallgemeinerungen erklärt werden zu können.
Wenn die richtige Dosis noch nicht erreicht ist, steht auch nicht ausreichend Insulin zur Verfügung, um die Betazellen der Bauchspeicheldrüse in einem "glücklichen" Umfeld zur Mitarbeit anzuregen.
Wenn ich zu früh bzw. zu schnell reduziere sind die Werte vielleicht noch 1-2 Tage schön und werden dann wieder schlechter, also als ob der Eimer (Depot) leer ist - erhöht man die Dosis wieder werden die Werte nach 1-2 Tagen wieder schön.
Das hängt meiner Meinung nach auch mit den Betazellen zusammen. Wir wissen, dass zuviel Glukose im Blut eine Glukosetoxizität herbeiführt, unter der die Betazellen leiden und ihre Arbeit einstellen. Gute Blutzuckerwerte fördern einen mehr oder weniger schnellen Erholungsprozess, wobei die Betazellen immer mehr wieder ihre Arbeit aufnehmen. Sollte die Insulin-Dosis zu schnell reduziert werden und die Betazellen sind noch nicht bereit dieses Defizit an Insulin selber zu decken, kann es innerhalb von kurzer Zeit zu diesem Effekt kommen.
Es kommt auch vor, dass bei hohem Pre gar nichts passiert und die Werte bleiben trotz Spritze hoch, oder die Werte bleiben nach schnellem Fall bis zum nächsten Pre niedrig was ebenso unlogisch ist. Man sieht hier, dass ein Organismus zu kompliziert ist, um durch übersimplifizierte Verallgemeinerungen erklärt werden zu können.
Wenn die richtige Dosis noch nicht erreicht ist, steht auch nicht ausreichend Insulin zur Verfügung, um die Betazellen der Bauchspeicheldrüse in einem "glücklichen" Umfeld zur Mitarbeit anzuregen.
Wenn ich zu früh bzw. zu schnell reduziere sind die Werte vielleicht noch 1-2 Tage schön und werden dann wieder schlechter, also als ob der Eimer (Depot) leer ist - erhöht man die Dosis wieder werden die Werte nach 1-2 Tagen wieder schön.
Das hängt meiner Meinung nach auch mit den Betazellen zusammen. Wir wissen, dass zuviel Glukose im Blut eine Glukosetoxizität herbeiführt, unter der die Betazellen leiden und ihre Arbeit einstellen. Gute Blutzuckerwerte fördern einen mehr oder weniger schnellen Erholungsprozess, wobei die Betazellen immer mehr wieder ihre Arbeit aufnehmen. Sollte die Insulin-Dosis zu schnell reduziert werden und die Betazellen sind noch nicht bereit dieses Defizit an Insulin selber zu decken, kann es innerhalb von kurzer Zeit zu diesem Effekt kommen.
Es ist richtig, dass die Depots (Molekülgruppen) irgendwann abgebaut sind und wenn dann keine neue Spritze neue Depots erzeugt, ist der "Eimer" weg, nicht leer.
Was mich an der "Eimerchentheorie" stört ist, dass angenommen wird, es gäbe ähnlich einer Wasserstandsanzeige bei Hydrokulturpflanzen einen Grundpegel, der nach Bedarf (viel Sonne also viel Wasserverbrauch) immer wieder aufgefüllt werden muss und das Ganze würde in irgendeiner Weise "intelligent" funktionieren. (Wenn ich das falsch interpretiert habe, bitte ich um Aufklärung)
Lantus (oder ein anders Insulin) hat keine eigene Intelligenz, die muss der Benutzer haben und anwenden.
Durch das flache Wirkprofil funktioniert es gleichmäßig dosiert am Besten. Da die Wirkdauer bei Katzen nicht genau festgelegt werden kann (12-14 Std) kommt es zu Überlappungen einzelner Spritzen, so das temporär mehr Insulin zur Verfügung steht, wenn mehrere Depots gleichzeitig abgebaut werden. Genau dieses Wirkprofil, kombiniert mit einer gleichmäßigen Dosierung, ist es, was eine gute Einstellung bei diabetischen Katzen ermöglicht. Deswegen funktioniert auch kein "Sliding Scale" mit Lantus bei Katzen.
Das zeigt hoffentlich, das die Vorstellung vom "gefüllten Lantus-Eimerchen" von falschen Voraussetzungen ausgeht und damit falsch ist.