Lantus Einstellung bei Katzen

In der Regel verläuft die Einstellung in drei Phasen:

  1. Mit einer angemessenen Einstiegsdosierung das Tier an das neue Insulin gewöhnen und schrittweise Erhöhung der Dosis. Das so lange, bis die ersten guten Pres erreicht werden. Wenn Deine Katze schon vorher ein anders Insulin erhalten hat, lass Dich im Forum zur individuellen Startdosierung beraten. Siehe unser Einstellungs-Protokoll für detaillierte Hinweise.
  2. Diese Dosis dann eine Weile beibehalten, um regelmäßig gute Pres zu erzielen. In dieser Phase dann bei sehr niedrigen Pres (z.B. ~150) die Dosis möglichst nicht ändern bzw. nur leicht reduzieren, um den konstanten Insulinpegel im Blut nicht zu unterbrechen.
  3. Wenn die Pres regelmäßig im gewünschten Bereich sind, langsam die Dosis wieder reduzieren und sich an eine niedrige Erhaltungsdosis herantasten.

Im Gegensatz zum Menschen wirkt Lantus bei Katzen keine 24 Stunden, da Katzen schneller ihr Insulin verstoffwechseln als der Mensch. Deshalb wird eine Katze im Abstand von 12 Stunden zweimal mit der gleichen Dosis behandelt.

Bei Veränderung im zeitlichen Abstand der Spritzen kann es zu Overlaps kommen, eine Dosis wirkt noch sehr stark und die nächste beginnt schon = es ist zuviel Insulin. Daher sollte möglichst der 12-Stunden-Rhythmus eingehalten werden. (Ausnahmen bestätigen die Regel).

Oft zeigt eine Katze gute Reaktionen unter einer Dosis (Fall), kommt aber kurz vor der nächsten Spritze wieder sehr hoch mit dem Blutzucker. Hier wirkt das Insulin nicht lang genug. Es sollte erreicht werden, dass eine Dosis in die nächste hineinreicht, um eine ununterbrochene Insulinversorgung zu gewährleisten.

Auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht, richtet sich die Einstellung nicht nach den Pres, sondern wie bei allen Insulinen auch nach dem Nadir, soweit man bei Lantus überhaupt von einem Nadir sprechen kann. Bei den meisten Katzen macht Lantus eine gleichmäßige, flache Kurve. Aber im Gegensatz zu anderen Insulinen kann man hier davon ausgehen, dass bei einer Erhöhung der Dosis nicht zwangsläufig eine Unterzuckerung während des Tages (oder der Nacht) entsteht, wenn die Katze schon vorher niedrig gefallen ist. Vielmehr wird die Kurve mit niedrigeren Pres auch ruhiger, die Werte pendeln sich auf physiologischer Ebene ein.

Bei anderen Insulinen wird geraten, bei niedrigen Pres (z.B. bei Caninsulin unter 200 mg/dl) kein Insulin mehr zu spritzen. Das gilt für Lantus nicht. Hier muss beachtet werden, dass eine Veränderung der Dosis wieder eine Unterbrechung in der kontinuierlichen Insulinversorgung bedeutet und meistens zu nachfolgenden Achterbahnen führt. Wenn man noch keine Erfahrungswerte hat, wie weit ein Tier mit welcher Dosis von einem niedrigen Pre fällt, sollte man lieber mit zuwenig Insulin anfangen als mit zuviel. Hometesting ist hier unerlässlich! Später kann man dann ausprobieren, was mit mehr Insulin passiert und dann möglichst die Dosis beibehalten. Das kann auch erreicht werden, indem man insgesamt, also auch bei höheren Pres, eine etwas geringere Dosis wählt.

Insgesamt ist es vorteilhafter, eine bestimmte Dosis durchgehend zu spritzen als immer zu "Springen". Ruhe in der Dosierung = Ruhe in den Werten.

Eine Einstellung mit Lantus muss nicht zwangsläufig auf physiologische Werte angestrebt werden (die Werte einer gesunden Katze liegen zwischen 40 und <100 mg/dl), diese sind aber sicherer, da es bei einer Einstellung auf höherem Niveau i.d.R. bei unvorhersehbaren BZ-Schwankungen bleibt und selten eine flache Kurve erreicht wird. Den meisten Haltern, die den Blutzucker ihrer Katzen mit Lantus stabilisieren konnten, glückte dies in einem Bereich von oder unter 100 mg/dl.

Lantus ist dafür gemacht worden, einen Grundinsulinpegel zu schaffen, quasi eine Basislinie, die sich nur durch Futteraufnahme verändert. Wenn diese Linie ungefähr im Bereich der Werte einer gesunden Katze liegt, gibt es kaum Schwankungen. Werden aber meist höhere Werte (bis 300) damit erlangt, so muss Lantus nicht nur eine Basislinie halten, sondern auch noch die Erhöhung durch Futteraufnahme mitregulieren, wofür es aber aufgrund des gleichmäßigen Wirkprofils nicht geeignet ist. Ist die Katze einmal richtig eingestellt, reicht später eine kleine Menge Insulin aus, um den Grundpegel zu halten.

Voraussetzung dafür ist aber, sie erst mal eine Zeit lang im gewünschten Bereich mit mehr Insulin zu halten, ohne Ausreißer nach oben. Das ist die Phase, wo auch bei niedrigen Pres die Dosis gehalten werden sollte. Hier muss man sein Tier sehr gut kennen und oft messen, um das hinzubekommen. Man kann hier auch keine pauschale Aussage treffen wie "bis Pre *** immer die gleiche Einheit spritzen", das muss jeder für sein Tier selbst herausfinden.

Zu guter Letzt möchte ich noch betonen, dass diese Art der Einstellung, die der gängigen Fachliteratur widerspricht (was auch kein Wunder ist, da es Lantus erst seit 2000 auf dem Markt gibt und noch kaum Studien damit durchgeführt wurden), in keinster Weise "krass" oder "hardcoremäßig" ist. Es ist einfach der richtige Gebrauch eines Insulins gemäß seiner Funktionalität. All dies gilt nur für Lantus, wodurch es sich von anderen Insulinen so sehr unterscheidet.

Mittlerweile (2011) findet Lantus bei Katzen auch in Fachkreisen breite Anwendung. Laien aus diesem Forum konnten inzwischen, in enger Zusammenarbeit mit veterinärmedizinischen Forschern, mehrere wegweisende Studien zur physiologisch Einstellung in Fachzeitschriften und bei Fachkongressen vorstellen.

Autorin: Barbara mit Zorro
Datum: Oktober 2004 (überarbeitet Februar 2011, Kirsten mit Tilly)