Katzendiabetes - generelle Erkenntnisse

Quelle: "Understanding feline diabetes mellitus: pathogenesis and management", J Rand and R Marschall.

Hier sind die interessantesten Punkte von diesem Artikel aufgelistet:

  • Die Diabetes-Rate bei Katzen liegt zwischen 1:50 bis 1:400.
  • 80-95% der Katzen sind Typ 2.
  • Wie auch beim Menschen, steigt bei Katzen die Anzahl von Diabetes-Fällen.
  • Am häufigsten tritt die Krankheit bei Tieren auf die zwischen 10 und 13 Jahre alt sind.
  • Verschiedene bekannte Risikofaktoren gibt es – da zu zählen auch Zahnerkrankungen und wiederkehrende Krankheiten.
  • Die 2 wichtigsten Kennzeichen bei Typ 2 Diabetes sind eine absolutes oder relative Insulin-Defizit plus eine Insulin-Unempfindlichkeit (auch Resistenz genannt). Insulin-Unempfindlichkeit wird dadurch definiert, dass eine gewisse Menge Insulin zu einer geringeren Senkung der BZ-Werte führt.
  • Chronische, hohe BZ-Werte schädigen die beta-Zellen der BSD und führen zum Zelltod.
  • Gesunde Katzen, deren Nahrung aus 25% oder 50% Kohlenhydrate besteht, haben 25% höhere BZ-Werte als normal, zwischen 4 bis 18 Stunden nach einer solchen Mahlzeit.
  • Katzen die noch nicht an Diabetes erkrankt sind, können ihr Risiko senken in dem sie 10 Minuten pro Tag spielen.
  • Die beta-Zellen der BSD müssen stark Ausfallen, so dass die typischen Symptome von Diabetes bemerkbar werden.
  • Stark erhöhte Ablagerungen von Amyloiden sind in den beta-Zellen diabetischer Katzen zu messen.
  • 50% von diabetischen Katzen haben Zeichen einer Pankreatitis.
  • Gesunde Katzen der BZ-Werte auf 540 mg/dL erhöht werden (vermutlich durch Infusionen mit Glukose) haben nach 3 bis 7 Tagen nur noch minimale eigene Insulin-Produktion. Nach 4 Wochen ist die Mehrzahl dieser Katzen diabetisch mit einer Ketose (bzw. Ketone sind messbar).
  • Es dauert 1 bis 12 Wochen bis beta-Zellen sich von der Glukosetoxizität erholen: BZ-Werte wie auch freie Fettsäuren müssen hier reduziert werden.
  • Menschen mit Diabetes die gut eingestellt sind produzieren etwas eigenes Insulin, die Menschen die schlecht eingestellt sind produzieren kaum etwas - bei Katzen ist es vermutlich ähnlich.
  • Remissions-Katzen können Wochen oder Jahre später wieder rückfällig werden. Sorgfältiges überwachen der Wasseraufnahme und Urin-Glukose Konzentration ist hier wichtig. Ein schneller Beginn von einer erneuten Insulin-Therapie erlaubt oft eine erneute Remission.
  • In den letzten Jahren hat sich das Ziel der Diabetes-Behandlung geändert: vorher war es die Kontrolle der BZ-Werte, jetzt ist es die Heilung der Krankheit (Remission). Diese Veränderung der Erwartungen kommt durch Lantus, schnelle, gute Kontrolle der BZ-Werte, eine kohlenhydratarme Diät und Hometesting.
  • Die Behandlung vom Diabetes (mit Insulin) sollte innerhalb von Stunden nach der Diagnose erfolgen und nicht Tage oder Wochen später, denn die Chancen einer Remission sind von einer schnellen Kontrolle der BZ-Werte abhängig.
  • Langzeit diabetische Katzen die erst später zu einer optimalen Therapie wechseln haben niedrigere Remissionsraten.
  • Eine gute Einstellung der BZ-Werte mit NPH-, Lente- oder Ultralente-Insulin zu erreichen ist oft schwierig und das Risiko einer Unterzuckerung ist erhöht. Wegen diesem Risiko wird von einer perfekten Kontrolle der BZ-Werte unter diesen Insulinen abgeraten.
  • Die 2 Mal tägliche Verabreichung von Lantus produziert eine bessere Kontrolle der BZ-Werte.
  • Lantus sollte im Kühlschrank gelagert werden. So kann es sogar länger als 6 Monate gebraucht werden.
  • Katzen haben üblicherweise eine geringe Senkung der BZ-Werte in den ersten 3 Tagen nach Therapie-Beginn, auch wenn eine Remission innerhalb von 4 Wochen erreicht wird. Deswegen sollten Katzen mit Ketoazidose nicht nur mit Lantus behandelt werden. Die Gruppe von Prof. Rand gibt 0,25 bis 0,5 IE/kg Lantus plus Alt ("regular") Insulin intravenös oder intramuskulär, titriert um den richtigen Effekt zu erzielen. Weitere Forschung ist noch notwendig um die Verabreichung von Lantus bei DKA-Katzen zu optimieren und bevor klare Anweisungen diesbezüglich gegeben werden können.
  • Die optimale Zusammensetzung von Proteinen, Fett und Kohlenhydraten im Futter von diabetischen Katzen ist noch nicht bekannt. Obwohl die Protein-Mengen hoch und die Kohlenhydrat-Mengen niedrig sein sollen.
  • Bei diabetischen Katzen mit einer Nierenerkrankung mögen Diäten mit hohem Protein-Anteil einen negativen Effekt haben. In diesen Katzen sollte eine Diät mit reduziertem Phosphor bevorzugt werden.
  • Übergewichtige Katzen sind sehr unempfindlich zum Insulin. Sie sollten weniger Kalorien aufnehmen und etwa 1-2% ihres Gewichts pro Woche verlieren.
  • Hometesting hat deutliche Vorteile für die Katze.
  • Anders als bei Lente und PZI können Lantus-Katzen bei einem Pre-Wert von 180-188 mg/dl ihre normale Dosis bekommen weil das Unterzuckerungs-Risiko minimal ist. Diese Vorgehensweise bei Lantus reduziert die Werte im Allgemeinen und ist wahrscheinlich der Hauptgrund für die hohen Remissionsraten. Während bei Lente oder PZI der Nadir dazu dient die Dosis zu verändern, ist der Vorgang bei Lantus etwas komplexer.
  • Wenn nach zwei Wochen Therapie der Pre-Wert <200, kann das Insulin abgesetzt werden und eine 12-Stunden Kurve gemacht werden um zu sehen ob eine Remission eingetreten ist. Aber die Forscher haben gefunden, dass viele Katzen sehr geringe Insulindosen (0,5 bis 1,0 IE) über mehrere Wochen benötigen bevor eine stabile Remission eintreten kann. Weiterhin ist es sehr wichtig nicht zu schnell das Insulin abzusetzen.
  • Wenn eine Remission eingetreten ist, sollen die BZ-Werte wöchentlich, dann monatlich getestet werden um bei einem Rückfall schnell reagieren zu können.
  • Remissions-Katzen sollten weiterhin kohlenhydratarm gefüttert werden, aktiver sein, nicht (wieder) übergewichtig werden und Diabetes-erzeugende Medikamente (z.B. Cortison) meiden.
  • Anstatt nur eine gute BZ-Einstellung zu erreichen, stellen diese Behandlungsmöglichkeiten Remissionen als ein realistisches Ziel für Tierärzte dar.